Jahresreflexion mit der 4-Felder-Methode

Egal, ob zum Ende eines Jahres oder zu Beginn eines neuen (Kalender-)Jahres: Jahresreflexionen im Team sind durchweg bereichernd. Mit einem geeigneten Vorgehen lassen sich die im Jahr genutzte Strategien überprüfen. Oder auch neue Strategie und Handlungsschritte (er-)finden. Für erfolgreiche Jahresreflexionen benötigen wir eine geeignete Struktur mit tiefergehenden Fragestellungen. Und genau solch eine Struktur stelle ich dir heute vor. Et voilà! Los geht's mit der 4-Felder-Methode. 

Übrigens: In der Podcast-Folge nehme ich dich mit in meine ganz persönliche Jahresreflexion. Außerdem erzähle ich dir darin, wie du die 4-Felder-Methode auch für deine eigene Jahresreflexion nutzen kannst. Hier im Blogbeitrag widmen wir uns der Jahresreflexion im Team. Damit du Jahresreflexionen mit der 4-Felder-Methode zum Beispiel auch im nächsten Teamentwicklungsprozess nutzen kannst. 

Wie der Name 4-Felder-Methode schon vermuten lässt, benötigst du für diese Übung 4 verschiedene Felder, die du zum Beispiel auf einer Ergebniswand einrichtest. Teile dafür die Wand in 4 verschiedene Bereiche. In der Mitte der Wand zeichnest du einen Kreis. 

Jedes Feld hat ein eigenes Schwerpunktthema und beinhaltet daher verschiedene Reflexionsfragen. Die Fragen sind abgeleitet von der Theorie U. Sie fokussieren nicht so sehr die zu feiernden Erfolge. Viel mehr lässt sich mit den Fragen herausfinden, welche Schritte dazu geführt haben, dass das Jahr erfolgreich war. Auch Strategien für das kommende Kalenderjahr lassen sich mit der Methode erarbeiten. Die Felder und Reflexionsfragen lauten wie folgt:

• Feld links oben: Schwerpunktthema Fokus. Reflexionsfragen sind: "Was hatte unseren Fokus?" und "Passt dieser Fokus zu unseren Zielen und Visionen?"
• Feld rechts oben: Schwerpunktthema Werden und Vergehen. Reflexionsfragen sind: "Was ist Neues entstanden?" und "Was ist gegangen?"
• Feld links unten: Schwerpunktthema Lernzeit. Reflexionsfragen sind: "Wo waren wir Schüler*innen?" und "Was waren unsere Learnings?"
• Feld rechts unten: Schwerpunktthema Vorbote. Reflexionsfragen ist: "Was entsteht gerade jetzt?"

Die Felder werden in dieser Reihenfolge gemeinsam mit dem Team durchwandert. Bei der Erarbeitung der Reflexionsfragen sind mehrere Varianten denkbar. Du kannst die Fragen beispielsweise in Interviews erarbeiten lassen, in wechselnden Partnergesprächen oder gemeinsam im Plenum. Ergebnisse können auf Post-Its oder Moderationskarten festgehalten und dem jeweiligen Feld zugeordnet werden. 

Das Feld Fokus beinhaltet die Reflexionsfragen: "Was hatte unseren Fokus?" und "Passt dieser Fokus zu unseren Zielen und Visionen?" In Teams und Organisationen erleben wir häufiger, dass zwar Ziele anvisiert werden, jedoch nicht immer genügend Zeit für die Erarbeitung dieser Ziele und Visionen zur Verfügung steht. Meistens liegt der Fokus auf vielen verschiedenen Dingen, die nicht unbedingt dazu führen, dass angestrebte Ziele auch erreicht werden können. 

In diesem Feld überprüfen wir, ob der Fokus tatsächlich auf Abläufen, Aufgaben und Prozessen lag, die der Zielerreichung dienten. Das Team erhält hier die Chance zu prüfen, ob ihr Aufgaben und Prozesse zu dem erstrebten Wunsch-Zustand passen. Oder ob hier noch einmal nachjustiert werden muss. Auch kann bei der Erarbeitung dieses Feldes deutlich werden, ob sich das Team den angestrebten Zielen und Visionen überhaupt bewusst ist. Oder ob Ziele und Visionen erst einmal geschaffen werden müssen. 

Das Feld Werden und Vergehen beinhaltet die Reflexionsfragen "Was ist Neues entstanden?" und "Was ist gegangen?" Im Rahmen eines Jahres geschehen nicht selten auch unverhoffte Dinge und Neuerungen, die herausfordernd oder bereichernd sein können. Das können Geschehnisse sein, die vorher nicht eingeplant waren. Ebenso ist es möglich, dass Prozesse, Strukturen und Abläufe verschwinden. Projekte, die beendet werden gehören genauso dazu, wie Menschen, die die Firma verlassen. In diesem Feld wird dem Team die Zeit eingeräumt, das Werden und Vergehen im Teamkontext bewusst zu besprechen und zu reflektieren. 

Das Feld Lernzeit beinhaltet die Reflexionsfragen: "Wo waren wir Schüler*innen?" und "Was waren unsere Learning?" Der Fokus dieses Feldes liegt darin zu ergründen, in welchen Kontexten sich die Team-Mitglieder bewusst in die Schüler*innen-Rolle begeben konnten. Häufig wird im Rahmen von Jahresreflexionen lediglich nach den Learnings gefragt. Learnings können jedoch auch durch Erfahrungen des Scheiterns entstehen.

Dieses Feld geht daher noch ein Stück weiter. Denn hier wird quasi zusätzlich erfragt, an welchen Stellen es im Unternehmen auch Lernräume gibt, in denen Team-Mitglieder bewusst zu Schüler*innen werden dürfen. Fort- und Weiterbildungen zählen dazu, ebenso wie Coachings und begleitete Teamentwicklungsprozesse. Sie ermöglichen es, nicht nur im Rahmen von Fails zu lernen. Hierbei zeigt sich häufig auch, inwieweit das Unternehmen bereit ist, in Lernzeiten bewusst zu investieren. Dies ist eine Hauptkomponente der Entwicklung. Ohne Investition in Lernzeiten für die Team-Mitglieder, ist das Vorankommen und die Weiterentwicklung der gemeinsamen Arbeit unmöglich. 

Das Feld Vorbote beinhaltet die Reflexionsfrage: "Was entsteht jetzt gerade?". Die Frage holt die Team-Mitglieder wieder in die Jetzt-Zeit. Dieses Feld ist das einzige, das einen Ausblick wagt. Denn das, was jetzt entsteht, ist auch ein Vorbote für das kommende Jahr. In Teams können das neue Projekte oder auch Projektphasen sein. Aber auch andere Neuerungen - wie neue Strukturen oder Rollen - die im kommenden Jahr vertiefend erarbeitet werden sollen. 

Wenn zu allen Feldern die Ergebnisse gesammelt worden sind, kannst du mit dem Team den Kreis fokussieren. Der Kreis hat die Funktion, alle bewahrenswerten Inhalte aus den Feldern zu sammeln. Was will das Team aus dem vergangenen Jahr beibehalten? Was hält es für bewahrenswert? Aus jedem Feld werden die Inhalte, die bewahrt werden sollen, in den jeweiligen Kreisabschnitt geschrieben. Ein Beispiel: Das Team hat ein bestimmtes Thema im Feld Fokus, das es auch weiterhin fokussieren will. Das Thema wird in den jeweiligen Kreisabschnitt geschrieben. 

Wenn das Team eine erfolgreiche Strategie im Jahr gefahren ist, dann kann es sein, dass sich im Kreis viele Inhalte aus den Feldern wiederfinden. Die Inhalte, die nun im Kreis stehen, geben dem Team Auskunft über die Strategien, die auch im nächsten Jahr zur Anwendung kommen können.

Es kann jedoch auch passieren, dass ein Kreisabschnitt leer bleibt. Zum Beispiel, weil der Fokus nicht zu den Zielen und Visionen passte oder weil es keine Lernzeiten gab. Falls ein Kreisabschnitt leer bleiben sollte, wird dieser farblich markiert. In diesem Kreisabschnitt werden dann neue Ideen geschrieben, die dazu verhelfen, das Thema des jeweiligen Feldes zu erfüllen - wie z.B. den Fokus zu halten oder lernen zu können. 

Ähnlich kannst du mit dem Team vorgehen, wenn Inhalte in den Kreisabschnitten ergänzt werden wollen. Markiere die Ergänzungen dazu auch farblich. Alles, was später farblich auf der 4-Felder-Wand zu finden ist, hat eine höhere Priorität. Das Team kann so schnell erkennen, welche Inhalte für das kommende Jahr besonders relevant sind und daraus eine geeignete Strategie ableiten.

Fühle dich herzlich eingeladen, die 4-Felder-Methode in Teams zu erproben. Wenn du Lust hast, deine eigene Jahresreflexion durchzuführen, dann höre auch gerne in die Podcast-Folge rein. Hier gebe ich dir noch weitere Anregungen für deine persönliche Reflexion.

Ganz viel Freude beim Lauschen und Ausprobieren wünscht dir

Christine

systemische Supervisorin und Coachin, Host des Podcasts Die Vision führt uns an!, leidenschaftliche Visionärin und New Workerin. In den sozialen Medien findest du mich bei instagram: @visionscoachin und facebook: @visionscoachin

DIE VISION FÜHRT UNS AN! ist der Podcast für Coaches, Berater*innen, Teamentwickler*innen, die sich für die Transformation unserer Zusammenarbeit interessieren. Hier gibt es jede Menge Methoden, Erfahrungsberichte und Interviews für deine Praxis. Zu hören bei Spotify, Google Play, ITunes und überall da, wo es Podcasts gibt. 

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