Warum du in der Teamentwicklung auf kleine Methoden setzen solltest
Christine | VISION SESSION | Die Vision führt uns an! - Der Podcast für visionäre Team- und Organisationsentwicklung
Heute schauen wir gemeinsam auf kleine Methoden, die – obwohl sie klein sind – eine enorm große Wirkung haben. Und zwar nicht nur für die Teams, die du begleitest, sondern ebenso für dich.
Kleine Methoden sind der Kern deiner Coaching-Praxis. Warum das so ist, klären wir heute. Du erfährst, was genau kleine Methoden und ihre Wirkungsbereiche sind. Und auch, warum du auf jeden Fall auf kleine Methoden setzen solltest, wenn du Teams und Führungskräfte begleitest.
Übrigens: Heute erwartet dich eine Premiere, denn diese Folge wird gesponsert von CoachingCard. Mehr dazu erfährst du am Ende des Artikels.
Was sind kleine Methoden?
Bevor wir die Wirkung kleiner Methoden beleuchten, möchte ich dir einmal meine Perspektive anbieten und dir erzählen, was für mich kleine Methoden sind.
Ausschlaggebend ist für mich, dass es sich dabei um eine Methode handelt, in die ich keine lange Vorbereitungszeit investieren muss. Das heißt, sie hat entweder einen klaren Ablauf, den ich mir einfach merken kann, oder sie besteht aus einzelnen einfachen Schritten – sodass ich sie quasi im Gedanken immer mit dabei habe. Es kann aber auch ein haptisches Hilfsmittel sein, das sich einfach einpacken, mitnehmen und ausbreiten lässt.
Unter einer kleinen Methode verstehe ich zudem ein Vorgehen, das ich beliebig mit anderen Methoden im Prozess kombinieren kann. Sodass Flexibilität und Kreativität im Prozess entstehen dürfen.
Kleine Methoden schenken mir Leichtigkeit, Einfachheit, aber auch Sicherheit für meinen Prozess. Denn sie bieten mir ein Repertoire, auf das ich jederzeit zurückgreifen kann, wenn es benötigt wird.
Kommen wir mal zu den Dingen, die kleine Methoden für mich nicht sind.
Fragetechniken oder Formate - zum Beispiel ein Gesprächskreis - sind für mich noch keine kleinen Methoden. Denn für mich versteckt sich hinter der Idee einer kleinen Methode auch, dass ich damit ein spezifisches Thema erarbeiten kann und ich sie nicht für alle Themen einsetze.
Auch Aufstellungsarbeit, wie die Systemische Strukturaufstellung, sehe ich eher als ein Format an. Und zwar deshalb, weil ich hier über sehr viel Experten- und Zusatzwissen verfügen muss, um das weitere Vorgehen zu steuern.
Halten wir einmal fest: Kleine Methoden sind eher einfach, sie bestehen aus wenigen Schritten, haben einen klaren Ablauf, sind für ein spezifisches Thema anwendbar und im besten Falle sind sie auch noch kombinierbar.
Beispiel für eine kleine Methode
Um das Thema noch ein bisschen mehr zu verdeutlichen, gebe ich dir hier ein Beispiel. Nehmen wir mal die kleine Methode „Bitten formulieren“.
Eine kurze Erklärung für dich: Die Methode heißt auch „What I need from you“ und entstammt dem Repertoire der Liberating Structures.
Die Methode funktioniert folgendermaßen:
1. Zuerst forderst du die Team-Mitglieder dazu auf, Bitten zu formulieren. Zum Beispiel eine Bitte an einen Kollegen oder an eine Kollegin. Oder auch an ein anderes Team oder an eine andere Abteilung. Die Personen erhalten nun einige Minuten Zeit, um in Stillarbeiten diese Bitten auszuformulieren und für sich zu verschriftlichen.
Noch ein wichtiger Hinweis: Die Bitten enthalten keine Gefühle, sondern werden ganz konkret formuliert. Eine Bitte könnte sein: „Ich bitte dich,
mich beim nächsten Mal zu begrüßen, wenn du ins Büro kommst.“ Oder: „Bitte schließe am Ende des Tages alle Türen, wenn du gehst.“
2. Nun startet eine Person damit, die Bitte an einen Kollegen oder an eine Kollegin zu richten.
3. Der
Adressat der Bitte hat 4 Möglichkeiten zu antworten:
- Ja (wenn er einverstanden ist)
- Nein (wenn er nicht einverstanden ist)
- Ich werde es versuchen (wenn er noch nicht weiß, ob er es schaffen kann)
- Das habe ich nicht verstanden (hier muss die Bitte noch einmal konkretisiert werden, damit der Adressat danach mit einer der 3 anderen Varianten antworten kann)
Mit dieser Methode werden ganz viele Erwartungen und Bedürfnisse ausgesprochen und die Team-Mitglieder lernen klar zu kommunizieren und sich nicht in typische Entschuldigungsfloskeln oder in Erklärungsdynamiken zu verstricken. Es geht hier also nicht um Erklärungen und Entschuldigen, sondern um die ganz klare Formulierung von Bitten und die ganz eindeutige Antwort darauf.
An diesem Beispiel zeigt sich noch einmal konkreter, was eine kleine Methode ist. Die Methode hat einen klaren Ablauf. Sie lässt sich leicht merken und sie ist leicht einsetzbar. Außerdem bedient sie ein ganz spezifisches Thema. Denn es geht hier eindeutig um Erwartungen, Bedürfnisse, um Absprachen und um das Erlernen einer klaren Kommunikation.
Und sie hat – obwohl sie so klein ist – eine enorme Wirkung. Jedes Mal, wenn ich sie in einem Team nutze, erhalte ich die Rückmeldung, wie hilfreich das Vorgehen war.
Ich denke, es wird hier schon recht deutlich, warum es auch für deine Arbeit als Coach:in, als Teamentwickler:in oder Berater:in so wichtig ist, vor allem auch auf kleine Methoden zu setzen.
Denn kleine Methoden haben eine ganz besondere Wirkung.
Ich unterscheide dabei gerne zwischen zwei Wirkungsbereichen. Denn kleine Methoden haben natürlich eine Wirkung für die Teams, die du begleitest. Sie haben aber auch eine Wirkung für dich! Und für deine Arbeit als Coach:in oder Berater:in.
1 | Wirkungsbereich Coach:in
Eine enorme Auswirkung haben kleine Methoden vor allem auf deine Zeit!
Wieviel Zeit verbringst du mit den Vorbereitungen für deine Teamentwicklungsprozesse?
Ich hoffe, es ist nicht viel Zeit.
In meiner letzten Podcast-Folge, „Die 3 größten Fehler in der Teamentwicklung“, habe ich dir erzählt, dass ich in den letzten Monaten vermehrt erlebe, dass Coaches und Berater:innen ihre Sessions wieder viel mehr vorbereiten. Sicherlich auch, weil Teamentwicklung jetzt gezwungenermaßen digital stattfindet.
Aber wenn wir ehrlich sind: Dafür hast du keine Zeit! Wenn du selbstständig bist – vor allem hauptberuflich – dann wirst du schnell bemerken, dass du keine Zeit dafür hast, Woche für Woche die einzelnen Sessions lange vorzubereiten.
Und eigentlich hat es auch sein Gutes: Denn dadurch bist du viel mehr in der Lage, dich auf den Prozess einzulassen und ihn nicht durch deine Vorbereitungen vorzugeben. Wenn du „gefühlt“ unvorbereitet in die Sitzung startest – weil du keine Folien vorbereitet hast – kannst du vollkommen in deine Rolle als Prozessbegleiter:in übergehen. Und dich auf die Themen und Anliegen im Team einlassen.
Und ich habe bewusst „gefühlt“ gesagt, denn hier kommen die kleinen Methoden ins Spiel. Wenn du viele kleine Methoden, Tools und Vorgehensweisen kennst, dann bist du nicht unvorbereitet. Dann hast du diese Methoden in deinem Repertoire zur Verfügung und kannst sie jederzeit nach Bedarf einsetzen.
Das ist die große Wirkung die kleine Methoden für dich persönlich haben!
Mit einem Fundus von kleinen Methoden entfällt deine Vorbereitungszeit. Außerdem kommst du viel besser in die Rolle der Prozessbegleitung und verführst dich sozusagen nicht selbst, dem Team irgendetwas vorzugeben.
Wo finde ich kleine Methoden?
Wenn du noch ganz frisch im Bereich der Teamentwicklung bist, dann empfehle ich dir, dir zunächst kleine Methoden bewusst herauszusuchen und anzueignen. Diese findest du zum Beispiel in Büchern und in Podcasts. Oder du erlernst sie in Fortbildungen.
Nutze deine Zeit lieber dafür, als für die Vorbereitungen von Folien oder akribischen Abläufen. Pflück dir lieber ein paar Methoden und trau dich dann, diese auch auszuprobieren.
Denn so erweiterst du nach und nach dein Repertoire und machst auch Erfahrung damit, wie die Methoden funktionieren. So kommst du Stück für Stück richtig in die Rolle der Prozessbegleitung und musst dir nicht zuhause am Schreibtisch lange den Kopf zerbrechen, wie du vorgehen willst.
Noch ein zusätzlicher Hinweis dazu: Auch wenn deine Folien und Vorbereitungen dir eine Form von Sicherheit vermitteln, werden sie niemals genau zu den Themen und Anliegen passen, die gerade in einem Team anstehen.
Vorbereitungen mit Folien fungieren nur als „scheinbare Sicherheit“. Wenn du auf kleine Methoden setzt, die du auch kombinieren kannst und die zu den Themen passen, dann kommst du tatsächlich in ein Gefühl von Sicherheit.
Halten wir einmal fest: Kleine Methoden bieten dir mehr Zeit, sie bieten dir Flexibilität und, wenn sie in deinem Repertoire so richtig verankert sind, dann bieten sie dir auch ordentlich Sicherheit.
Kommen wir zum zweiten Wirkungsbereich. Und zwar zu den Wirkungen für die Teams.
2 | Wirkungsbereich Team
Ich beginne jetzt einfach mal mit einer steilen These. Und zwar behaupte ich: Dein Wirkungsbereich in den Teams endet bei den Grenzen deines methodischen Wissens.
Ich meine damit, dass ein Team mit dir eine größere Wirkung in der Arbeit erleben kann, wenn du viele verschiedene kleine Vorgehensweisen kennst, die du zu den unterschiedlichen Themen-Feldern anbieten kannst.
Hier ein Beispiel: Ich persönlich bin systemisch ausgebildet, was ich als eine absolute Bereicherung erlebe. Ich habe gelernt, viele nützliche Fragen zu stellen und nutze gerne Formate wie Gesprächskreise, in denen die Team-Mitglieder in einem Dialog mit mir einsteigen.
Aber: Teams bringen heute ganz neue Themen in die Teamentwicklung ein, als noch vor 10 Jahren. Heute kann es dir sehr gut passieren, dass ein Team jetzt mit dir am Purpose oder an der Vision arbeiten will.
So und dann stehst du da vielleicht und denkst: Purpose what?! Ja genau!
Im besten Fall hast du eine Antwort auf dieses „neue“ Thema. Einzig der Gesprächskreis wird es nämlich leider nicht richten.
Es kann auch passieren, dass dir Führungskräfte begegnen, die jetzt unbedingt auch agile Prozesse implementieren wollen, obwohl die Voraussetzungen im Unternehmen dafür noch lange nicht erfüllt sind. Wie kannst du nun mit dem Team oder auch mit der Führungskraft den Standort bestimmen, sodass klar wird, was der nächste natürliche Schritt in der Entwicklung ist, ohne das Team zu überfordern?
Auch dazu brauchst du eine Antwort.
Die Anforderungen an Arbeit haben sich in den letzten Jahren geändert und es stehen heute andere Themen auf dem Plan. Deshalb ist es ganz normal und natürlich, dass wir spezielle Vorgehensweisen benötigen, um Teams gut in ihren Entwicklungsbereichen begleiten zu können.
Kommen wir zurück zu der Wirkung: Wenn du viele kleine Methoden in deinem Rucksack dabei hast – zum Beispiel um mit Teams am Purpose zu arbeiten, an Visionen, an Entscheidungen usw. – dann hast du die Chance eine enorme Wirkung in den Teams zu erzielen. Die Methode kann dabei noch so klitzeklein sein. Und doch hat sie eine enorme Wirkung, wenn Teams damit an genau dem Thema arbeiten können, das gerade ansteht.
Sie hat mehr Wirkung als der einfache Gesprächskreis. Sie hat mehr Wirkung als all deine Folien. Sie bietet einen geeigneten Rahmen, mit hilfreichen Schritten, in denen Teams an ihren Themen arbeiten und auch zu Ergebnissen kommen können.
Zum Schluss
Warum solltest du also auf kleine Methoden in der Teamentwicklung setzen?
- Weil sich mit kleinen Methoden passgenauere Themen erarbeiten lassen.
- Weil du auf die Themen und Anliegen im Team flexibel reagieren kannst.
- Weil du somit eine größere Wirkung im Team erzielen kannst.
- Weil du weniger Zeit in die Vorbereitung investierst, du die Richtung des Prozesses nicht vorgibst und du dadurch Stück für Stück besser in deine Rolle als Prozessbegleiter:in übergehen kannst.
- Weil du eine enorme Sicherheit erfahren kannst, wenn du bemerkst, wie gut deine Vorgehensweisen wirken.
Überlege doch gerne mal für dich, bei welchen Themen du dir noch Methoden und Vorgehensweisen aneignen darfst und diese dann in deinen Teamentwicklungsprozessen einfach mal ausprobierst.
Zudem kannst du prüfen, welche Themen dir in der Teamentwicklung schon richtig gut liegen und wo du für dich schon genügend Tools, Methoden und Vorgehensweisen gesammelt hast. Und sollte dir an manchen Stellen ein Prozess auch mal schwerfällig erscheinen, kann das ein gutes Indiz dafür sein, dass du dir zu einem besonderen Thema noch weitere kleine Methoden und Vorgehensweisen aneignen darfst.
Lass uns gemeinsam unseren Impact mit kleinen Methoden verstärken!
Danke, dass du dabei warst. Bis zum nächsten Mal!
Deine Christine
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Hi, ich bin Christine Neumann
systemische Supervisorin und Coachin, Host des Podcasts Die Vision führt uns an!, leidenschaftliche Visionärin und New Workerin. In den sozialen Medien findest du mich bei instagram: @visionscoachin und facebook: @visionscoachin
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