Diese Rolle spielen Arbeitsräume und Orte in der Team- und Organisationsentwicklung
Christine | VISION SESSION | Die Vision führt uns an! - Der Podcast für visionäre Team- und Organisationsentwicklung
Welche Rolle spielen Arbeitsräume und Arbeitsorte für die Team- und Organisationsentwicklung?
Vielleicht triffst du auch manchmal auf Teammitglieder, die in einer Teamentwicklungssession über die Ausgestaltung von Arbeitsräumen sprechen wollen. Und vielleicht denkst du dann: „Was hat das mit meinem Teamentwicklungsauftrag zu tun?“
Ganz ehrlich: Mir begegnet diese Kombination aus Teamentwicklung, Arbeitsraum und Arbeitsort ganz häufig, wenn ich mit Teams an Visionen arbeite.
Wie es dazu kommt und welche Bedeutung Arbeitsräume und Arbeitsorte für die Team- und Organisationsentwicklung haben, darüber sprechen wir in der neuen Podcast-Folge und in diesem Blog-Beitrag.
Wie es dazu kommt, dass ich dir meine Gedanken zu Visionsarbeit in Kombination mit Räumen und Orten erzählen möchte?
Hier die kurze Version: Neulich war ich an einer Hochschule in Hessen im Einsatz. Und (ganz ehrlich) der Auftrag war echt besonders: Dieser Hochschule standen nämlich ungewöhnliche Räume zur Verfügung. Darunter beispielsweise ein ganzes Schloss.
Wenn man so viel Raum zur Verfügung hat, entstehen natürlich neue Fragen: Was soll in diesem Schloss passieren? Was soll da angeboten werden?
Ein Nutzungskonzept musste her.
Jetzt könnte man ja meinen: „Moment mal, ich mache ja eigentlich Team und Organisationsentwicklung. Was hat denn so ein Schloss jetzt damit zu tun?“
Aber die Verbindung ist viel näher, als man auf Anhieb denken könnte.
Und von dieser Verbindung mag ich dir heute einmal ausführlicher erzählen und ein paar Ideen mit dir teilen.
Denn es kann dir ja auch passieren, dass du bezüglich der Ausgestaltung von Räumen angefragt wirst und vielleicht denkst: „Was hat das mit Team- und Organisationsentwicklung zu tun?“ Oder vielleicht denkst du sogar „Ist der Auftrag überhaupt richtig bei mir?“
Um diese Fragen zu klären, lass uns mal reinschauen, was es da für Verknüpfungen gibt.
Verknüpfungspunkt: Visionsarbeit
Eine Verknüpfung, über die ich heute sprechen möchte, ist die >>Visionsarbeit. Für mich und in meiner Arbeit gibt es eine glasklare Verbindung zwischen der Arbeit an Visionen, Teamentwicklung, Organisationsentwicklung, Räumen und Orten.
Was meine ich damit?
Wenn ich mit einem Team oder auch mit mehreren Abteilungen an gemeinsamen Visionen arbeite - zum Beispiel für die Ausrichtung des Unternehmens oder zur Klärung der gemeinsamen Zusammenarbeit - , dann erzählen mir die Mitarbeiter:innen nicht nur davon, dass sie tolle Projekte durchführen und bekannt und erfolgreich geworden sind. Sie erzählen mir auch davon, WIE sie zusammenarbeiten und WIE die Arbeit gestaltet werden kann.
Dazu gehören auch Aspekte, die sich nicht nur auf das Arbeiten an sich beziehen, sondern auch auf äußere Faktoren und Rahmenbedingungen. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören auch Räume und Orte der Arbeit.
Machen wir mal ein praktisches Beispiel:
Sagen wir mal, die Mitarbeiter:innen erzählen im Rahmen der Visionsarbeit davon, dass das Projekt, an dem sie arbeiten, jetzt auch in den Medien präsent sind. Sie geben zu ihrem Projekt Interviews, sind im Fernsehen, sind im Radio, machen Fortbildungen für andere Unternehmen, die auch ein solches Projekt starten wollen. Sie sind die Vorreiter:innen. Die Kund:innen lieben sie. Das ist ihr positivstes Zukunftsbild.
Gleichzeitig erzählen sie auch davon: „Draußen auf unserem Hof haben wir Liegestühle und Tische. Wir können draußen Pausen machen und uns in die Liegestühle in die Sonne legen. An den Tischen treffen wir uns zum Arbeiten. Dann holen wir uns einen Kaffee aus der Kantine und arbeiten dort an den Tischen, draußen in der Sonne.“
Sowas wird auch erzählt.
Was ich daran spannend finde, ist, dass es oft mit ganz viel Lachen und ein wenig Ironie erzählt wird. So, als wäre das ein total verrückter Plan, draußen in der Sonne miteinander zu arbeiten.
Je nachdem, mit welcher Organisation wir da gerade zu tun haben, ist diese Idee auch total verrückt und visionär. Gerade im Bereich der Verwaltung, in dem ich recht viel unterwegs bin, ist so ein Gedanke sehr ungewöhnlich. Dabei könnten wir uns ja fragen: „Was soll schon dabei sein, draußen zusammen zu arbeiten?“ Aber je nach Kultur eines Unternehmens oder einer Einrichtung ist das ein ganz abwegiger Gedanke.
Die Arbeit an Visionen führt dazu, dass die Mitarbeitenden von ihren Bedürfnissen erzählen, denn sie malen sich die für sie perfekte Zukunft aus. Sie erzählen, wie sie miteinander arbeiten wollen und auch welche Rahmenbedingungen sie sich dabei wünschen.
Und wie das Beispiel zeigt, geht es dabei dann auch um Räume und Orte der Arbeit.
Wenn du mit Teams oder mit ganzen Organisationen zum Beispiel an Visionen arbeitest, dann wirst du auch immer (ja wirklich immer) Informationen über die räumlichen Gegebenheiten bekommen. Die Räume und Orte werden beim Erschaffen der Vision immer mitgedacht.
Und das macht auch durchaus Sinn. Wenn wir mal in die Literatur zum Thema neues Arbeiten schauen, dann wird davon gesprochen, dass wir längst nicht mehr einen bestimmten Arbeitsort haben. Es wird stattdessen von den drei Arbeitsorten gesprochen. In Zukunft werden diese Arbeitsorte gerade auch für die jüngeren Generationen Y und Z immer wichtiger werden.
Die drei Arbeitsorte der Zukunft
Lass uns mal gemeinsam schauen, wie diese drei Arbeitsräume aussehen:
- Homeoffice: Der erste Arbeitsort ist nicht das Büro. Nein, es ist das Homeoffice. Gerade für die jüngeren Generationen ist es wichtig, von zu Hause aus arbeiten zu können. Das Homeoffice ist der primäre Arbeitsort der Zukunft.
- Büro bzw. berufliche Begegnungsstätte: Hier trifft man sich, um miteinander zu arbeiten, sich auszutauschen und zu kollaborieren.
- Öffentliche Orte: Hierzu zählen alle weiteren Orte, an denen wir arbeiten können, wie die Parkbank, das Café, die Picknickwiese etc.
Wenn wir mit Teams an Visionen arbeiten, dann wird uns auch immer von diesen drei unterschiedlichen Orten erzählt: Vom Homeoffice, vom Büro, vom öffentlichen Ort.
Manche Teammitglieder erzählen uns dann, dass es bei ihnen jetzt auch Homeoffice gibt und sie nicht jeden Tag ins Büro fahren müssen. Das gehört dann zu ihrer Vision: endlich Homeoffice. Andere erzählen von tollen Büroräumen und wie das arbeiten darin möglich wird. Oder sie erzählen vom Arbeiten in der Sonne draußen auf dem Hof. Das sind Orte der Arbeit.
Mir ist es wichtig, das heute mal hier mit reinzunehmen. Denn ich finde, dass es auch unsere Aufgabe ist, in unserer Rolle als Coach:in oder als Teamentwickler:in diese Gedanken ernst zu nehmen. Sie gehören genauso zur Vision wie der Erfolg des Projekts oder die Präsenz in den Medien.
Diese Ideen zu den Arbeitsorten sind nicht nur ein schönes Beiwerk oder eine Geschichte, über die man mal so nebenbei lachen kann. Ganz im Gegenteil: Die Ideen zu den Arbeitsräumen und Arbeitsorten gehören genauso zur Vision wie die Ideen zur zukünftigen Projektausgestaltung.
Also, was ich damit sagen will: Wir dürfen hier genauer hinhören und ernst nehmen, was uns da erzählt wird.
Gestaltung der Räume
Ich möchte noch einen weiteren Aspekt zum Thema Räume und Orte aufmachen. Manchmal geht es nämlich auch ganz praktisch um die Gestaltung von Räumen der Arbeit. Denn auch Arbeitsräume können das Arbeiten erleichtern und supporten. Sie können aber auch hinderlich sein.
Ein Unternehmen, das nur aus 5 qm Büros besteht (jetzt mal überspitzt gesagt), in denen jede:r Mitarbeitende seinen eigenen Raum und kleinen Arbeitsplatz hat, wird in der Gestaltung der Zusammenarbeit natürlich ganz anders agieren, als ein Unternehmen, dass großflächige Räume für den Austausch und die Zusammenarbeit zur Verfügung stellt. Das ist ja eigentlich ganz klar!
Ich finde aber, dass wir das häufig vergessen und nicht in unseren Team- und Organisationsentwicklungsprozessen berücksichtigen.
Da beschäftigen wir uns mit inhaltlichen Themen und planen Projekte oder die Zusammenarbeit. Dabei haben die Mitarbeitenden vor Ort in unterschiedlichen Organisationen ganz verschiedene Rahmenbedingungen und damit auch Voraussetzungen, um ihre Pläne umsetzen zu können.
Denn der Raum wirkt die ganze Zeit auf die Zusammenarbeit ein. Damit meine ich nicht nur die Größe, sondern auch die Ausgestaltung des Raumes.
Wenn wir uns jetzt mal unterschiedliche Räume ansehen, dann können wir uns fragen:
- Kann man sich im Raum bewegen? Gibt es genügend Platz?
- Gibt es Möglichkeiten, sich an Tische und in einen Stuhlkreis zusammenzusetzen?
- Ist das Mobiliar flexibel, beweglich und veränderbar?
- Gibt es Möglichkeiten, etwas an ein Whiteboard zu schreiben?
- Kann man etwas mit einem Beamer an die Wand werfen?
- Gibt es Technik?
- Gibt es unterschiedliche Materialien im Raum, mit denen etwas modelliert und gestaltet werden kann?
Der Raum und die Ausgestaltung können in der Zusammenarbeit Möglichkeiten bieten und sie können auch einschränken.
Im pädagogischen Kontext wird der Raum übrigens auch gerne „der dritte Pädagoge“ genannt, weil er so einen starken Wirkungsbereich hat. Und ich finde diesen Gedanken für unsere Arbeit sehr hilfreich.
Das heißt, dass wir in der Arbeit mit Teams hinhören und nachfragen dürfen:
- Was wird zu den Räumen der Zusammenarbeit erzählt?
- Wie sieht die Vision genau aus?
- Wie wirkt der Raum in die Projektplanung ein?
- Inwieweit unterstützen die Räume die zukünftige Zusammenarbeit, von der in der Vision erzählt wird?
Fazit: Visionsarbeit und Raum
Okay, lass uns die Möglichkeiten noch mal zusammenfassen:
-
Wir arbeiten mit einem Team an einem neuen Projekt oder ganz allgemein an neuen Formen der Zusammenarbeit. Wir begleiten
es darin, eine Vision der Zusammenarbeit zu finden. Und „plopp“ kommt das Thema Raum und Ort mit hinein. Es schwingt einfach mit, weil es dazugehört. Die Mitarbeitenden
erzählen von ganz allein davon.
- Die andere Möglichkeit: Eine Organisation hat einen Raum übrig. Oder gleich ein ganzes Schloss, wie die TU Darmstadt. Erst gibt es den Raum und dann kann überlegt werden, was darin passieren soll.
Das Spannende ist: Auch in diese Richtung können wir natürlich an Vision arbeiten und Visionsarbeit nutzen. Denn auch nicht besetzter Raum ist ja nicht losgelöst vom Unternehmen, sondern bietet nur noch mehr Möglichkeiten.
Und deswegen ist es auch möglich, Visionsarbeit zu Räumen zu machen. Also eine Vision für einen Raum zu schaffen.
Dafür können wir zum Beispiel folgende Fragen nutzen:
- Wie wird dieser Raum in Zukunft genutzt?
- Wie wird dort gearbeitet?
- Was wird dort angeboten und was nicht?
- Was passiert dort? Was passiert dort nicht?
- Wer hält sich in diesem Raum auf? Für wen ist dieser Raum zugänglich?
Auch mit dieser Herangehensweise landen wir schlussendlich wieder bei möglichen neuen Projekten für das Unternehmen oder auch bei der Frage nach der Ausrichtung. Wir sind auch bei dieser Herangehensweise mitten im Klärungs- und Entwicklungsprozess. Und ja, auch in dieser Variante können wir verschiedene Formen der Visionsarbeit nutzen.
Zu zwei Dingen mag ich dich in diesem Zusammenhang noch einmal einladen:
-
Wenn du mit Teams an Visionen arbeitest, dann hör mal hin, welche Räume und Orte der Arbeit dort besprochen werden. Was
wird dir erzählt? Inwieweit wird dir auch von den drei Arbeitsorten berichtet? Oder von der Gestaltung von Arbeitsräumen?
- Nimm das gerne genauso ernst und wichtig wie die anderen Punkte, die dort erzählt werden. Neue Arbeitsstrukturen benötigen ganz häufig die Veränderung von Raum und Ort. Setz dich in deiner Rolle als Coach:in, Berater:in und Teamentwickler:in ruhig dafür ein.
Wenn du noch mehr zu den Methoden der Visionsarbeit erfahren möchtest, dann kann ich dir den >>METHODEN-GUIDE empfehlen. Dort gibt es beispielsweise eine komplette Anleitung für eine Methode der Visionsarbeit.
Danke, dass du heute mit dabei warst.
Bis zum nächsten Mal!
Deine Christine
Hi, ich bin Christine Neumann
systemische Supervisorin und Coachin, Host des Podcasts Die Vision führt uns an!, leidenschaftliche Visionärin und New Workerin. In den sozialen Medien findest du mich bei instagram: @visionscoachin und facebook: @visionscoachin
Dein Podcast
DIE VISION FÜHRT UNS AN! ist der Podcast für Coaches,
Berater*innen, Teamentwickler*innen, die sich für die Transformation unserer Zusammenarbeit interessieren. Hier gibt es jede Menge Methoden, Erfahrungsberichte und Interviews für deine Praxis. Zu
hören bei Spotify,
Google Play,
ITunes und überall da, wo es
Podcasts gibt.
Du willst die Folgen nicht verpassen?
Dann kannst du den Podcast auch hier abonnieren.
DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN
Kommentar schreiben